Im naturnahen Begegnungsgarten von Peter Schlachter. Thomas Zumbrunn
24.04.2024

Jahresversammlung von Pro Natura Baselland im Zeichen der Natur im Siedlungsraum

Pro Natura Baselland lud am 22. April 2024 zur Jahresversammlung in Allschwil ein. Vor der eigentlichen Versammlung besuchten die Teilnehmenden trotz kühlen Temperaturen nach einem halbstündigen Fussmarsch entlang des Lützelbächleins einen naturnahen Begegnungsgarten oberhalb des Dorfs.

Peter Schlachter, Mitinhaber eines ortsansässigen Gartenbauunternehmens und Präsident des Branchenverbands JardinSuisse beider Basel, hat diesen Schaugarten mit seinem Team angelegt, um seiner Kundschaft die Vorzüge eines Naturgartens näherzubringen. «Von einem Autohändler erwarten die Leute schliesslich auch, dass sie das Objekt ihrer Begierde anschauen, anfassen und probefahren können», meint Schlachter und veranschaulicht dies gleich anhand einer Anekdote.

Der Bundesrat hatte im März beschlossen, die sogenannte Freisetzungsverordnung per 1. September 2024 anzupassen. Künftig dürfen 31 sogenannte invasive Neophyten nicht mehr in Verkehr gesetzt, d.h. weder verkauft noch verschenkt werden. Unter diesen Pflanzen, die vom Menschen eingeführt wurden, einheimische Pflanzen verdrängen, wirtschaftliche Schäden in Land- und Forstwirtschaft anrichten und z.T. beim Menschen gar gesundheitliche Probleme verursachen, befinden sich viele bei Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzern, aber auch Gärtnerinnen und Gärtner beliebte Arten wie Kirschlorbeer oder Sommerflieder. Jemand meldete sich bei Peter Schlachter und wollte von ihm in seinem Garten vor Inkrafttreten der Änderung der Freisetzungsverordnung noch schnell, schnell eine Kirschlorbeerhecke pflanzen lassen. Schlachter lehnte ab, aber lud den Gartenbesitzer in seinen naturnahen Begegnungsgarten ein und zeigte ihm standortgerechte, einheimische Alternativen auf, die nicht nur fürs Auge attraktiv sind, sondern auch für die heimische Tierwelt einen Gewinn darstellen, da unsere Insekten, Vögel und Co. mit exotischen Pflanzen kaum etwas anfangen können. Der Gartenbesitzer war begeistert und lässt nun statt einer ökologisch wertlosen Kirschlorbeerhecke einheimische Wildsträucher pflanzen.

Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, dass Biodiversitätsförderung im Siedlungsraum zwar möglich ist, aber noch immer einen schweren Stand hat. Da wären einerseits die Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer, die, wie dies Peter Schlachter formuliert, aus unerfindlichen Gründen Angst vor einem «Kontrollverlust» haben. Ein Naturgarten wird mit Wildnis gleichgesetzt, und Wildnis wird als bedrohlich empfunden. Zudem übertragen viele ihre Idealvorstellung einer aufgeräumten, blitzblank geputzten Wohnung auf ihren Garten und wenden dort dieselben Massstäbe an. Beispielsweise lässt sich eine Hecke aus einheimischen Sträuchern nicht derart bereitwillig in Form schneiden wie eine Kirschlorbeerhecke, sie verliert im Herbst ihr Laub und kann somit im Winter nicht vor den neugierigen Blicken der Nachbarn schützen (wobei im Winter wohl die wenigsten ein Sonnenbad im Garten geniessen). Wenn man einen Naturgarten anlegt, der definitionsgemäss vorwiegend aus einheimischen Pflanzen besteht, muss man sich etwas von konventionellen Gartenbildern lösen und auch mal zulassen, dass die eine oder andere Pflanze von Schmetterlingsraupen angeknabbert wird. Im Gegenzug wird man mit einer reichen Insektenwelt belohnt, die wiederum die Nahrungsgrundlage für Vögel, Amphibien und Kleinsäuger bildet.

Zum anderen wären da die Gärtnerinnen und Gärtner, welche eine zentrale Rolle spielen, wenn es um die Förderung der Biodiversität im Siedlungsraum geht. Häufig sind sie die erste Anlaufstelle, wenn sich Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer beraten lassen, und können so die Gartengestaltung massgeblich beeinflussen. Nur Gartenbauunternehmungen, welche über das notwendige Pflanzenwissen verfügen und deren Artenkenntnisse sich nicht auf das Standartsortiment von konventionellen Gartencentern beschränken, sind in der Lage, eine ergebnisoffene Beratung anzubieten und somit auf Wunsch auch naturnahe Gärten anzulegen.

Peter Schlachter zeigte den Anwesenden in seinem naturnahen Begegnungsgarten eindrücklich, wie man Standorte mit unterschiedlichsten Bedingungen mit attraktiven einheimischen Arten bepflanzen kann. In seinem Natur-Schaugarten gibt es Ruderalstandorte mit einjährigen Krautpflanzen, Blumenwiesen magerer bis fetter Ausprägung, Bäume mit schattentoleranten Stauden im Unterwuchs, einen zeitweise Wasser führenden Feuchtegraben, kleine Amphibienweiher mit Wasserpflanzen, eine Trockensteinmauer mit anspruchsvollen Überlebenskünstlern, und alles wird von einer Wildhecke eingesäumt. Alle waren sich einig, dass dieses Beispiel Schule machen sollte, und bedankten sich bei Peter Schlachter für sein Engagement, das wärmstens zur Nachahmung empfohlen wird.

Der statutarische Teil der Jahresversammlung wurde erstmals von Andreas Freuler geleitet. Forstwarte und Forstingenieur Freuler, welcher das Präsidum letztes Jahr von Meret Franke übernommen hatte, konnte einige Gäste aus Politik, Kantonsverwaltung und Vertreterinnen und Vertreter lokaler, kantonaler und nationaler Naturschutzorganisationen begrüssen und führte souverän durch die Sitzung. Erleichtert wurde dies durch den Umstand, dass es kaum Traktanden mit Diskussionsbedarf gab. Entsprechend nahmen die Mitglieder alle Anträge des Vorstands einstimmig an. Nach einer guten Stunde konnte Andreas Freuler den offiziellen Teil nach einem Hinweis auf die bevorstehende Abstimmung über die Biodiversitätsinitiative am 22. September 2024 beschliessen und zum wohlverdienten Apéro überleiten.

Bilder

  • Jahresversammlung2024a.jpg: Vor dem statutarischen Teil liessen sich die Teilnehmenden der Jahresversammlung von Peter Schlachter durch seinen naturnahen Begegnungsgarten oberhalb von Allschwil führen.
  • Jahresversammlung2024b.jpg: Peter Schlachter, Mitinhaber eines Gartenbau-Unternehmens in Allschwil und Präsident von JardinSuisse beider Basel, in seinem naturnahen Begegnungsgarten, den er angelegt hat, um seine Kundschaft die Vorzüge eines Naturgartens aufzeigen zu können.

Auskünfte

Anfragen richten Sie bitte an:

  • Andreas Freuler, Präsident Pro Natura Baselland, 077 413 33 02, @email
  • Thomas Zumbrunn, Co-Geschäftsführer Pro Natura Baselland, 079 776 35 73, @email

Weiterführende Informationen

Kontakt

Thomas Zumbrunn, Co-Geschäftsführer Pro Natura Baselland, 079 776 35 73, @email