Erfolg für den Naturschutz: Grösster Schweizer Schmetterling lebt auch im Baselbiet
Nach rund einer Stunde gezielter Suche war die Sensation perfekt. Thomas Stalling von der Pro Natura-Arbeitsgruppe Tagfalterschutz Baselland hat an einer kleinen Espe (Zitterpappel) in Pfeffingen ein Blatt entdeckt, welches zweifelsfrei beweist, dass hier der Grosse Eisvogel lebt. Immerhin handelt es sich bei diesem prächtigen Sommervogel um die grösste Art der Schweiz und einen der seltensten im Kanton Baselland. Der Grosse Eisvogel ist trotz seiner Spannweite von bis 9 cm schwer zu beobachten, da er oft im Bereich der Baumwipfel unterwegs ist. Blüten besucht er im Gegensatz zu anderen Schmetterlingen keine. Einzig an diesem einen Waldrand bei «Digg» oberhalb Pfeffingens pflanzt er sich in der Region sicher fort, dort erstmals belegt durch einen Nachweis der Arbeitsgruppe Tagfalterschutz BL aus dem Jahr 2010. Das von Stalling jüngst entdeckte Espenblatt wurde von der Raupe auf ganz typische Weise befressen und mit Seidenfäden besponnen. Die Raupe selber, die sich ausschliesslich von Espenblättern ernährt, hat sich den Winter über in ein selbst gebautes Gehäuse zurückgezogen und konnte nicht gefunden werden.
Dennoch ist der Nachweis für die Arbeitsgruppe von ausserordentlicher Bedeutung. Er ist ein Beleg dafür, dass sich der Eisvogel im Baselbiet wohl dauerhaft niedergelassen hat und die gezielten Anstrengungen der letzten Jahre, den Lebensraum dieses Schmetterlings aufzuwerten, sehr gelohnt haben: Die bestehenden Espen wurden geschont und an nahen Waldrändern wurden weitere Zitterpappeln gepflanzt. Diese sind in den letzten Jahren gut aufgekommen und haben das Nahrungsangebot für die Zielart massiv verbessert. Das ist ein Riesenerfolg für alle am Projekt beteiligten: Die Arbeitsgruppe Tagfalterschutz Baselland, die Naturschutzfachstelle, das Amt für Wald und nicht zuletzt den Revierförster!
Die regionale Population des Grossen Eisvogels ist sicher noch klein und verletzlich. Deshalb ist Pro Natura derzeit bemüht, auch auf Solothurner Boden ein Förderprojekt zu lancieren. Ideale Voraussetzung dafür bietet das nah gelegene Gebiet der Hofstetter Bergmatten, wo es an den kühlfeuchten Nordhängen noch beachtliche Espenbestände hat. Zusammen mit dem Revierförster, den kantonalen Zuständigen für den Naturschutz und Pro Natura Solothurn gilt es nun diese Vorkommen zu erhalten. Mit weiteren Sträuchern und Bäumen soll der Lebensraum für dieser spektakuläre Tagfalterart aufgewertet werden. Motiviert durch die super Nachricht aus Pfeffingen erst recht!
"Tagfalterschutz Baselland" ist eine Arbeitsgruppe der Pro Natura Baselland, die sich schon seit rund 15 Jahren dafür einsetzt, dass die Hotspots der Schmetterlingsvielfalt im Kanton erhalten und aufgewertet werden. Das erklärte Ziel ist, dass keine weiteren Arten im Baselbiet mehr aussterben. Vor 100 Jahren lebten hier noch rund 130 Arten, heute sind es noch etwa deren Hundert.