Häuli, Bubendorf Thomas Zumbrunn
25.03.2024

Die Bedeutung lichter Wälder: Ein einzigartiges Ökosystem entsteht in Bubendorf

Früher trieb man das Vieh in den Wald, wo es sich genüsslich über den Unterwuchs hermachte und so lichtdurchflutete Wälder schuf. Auch wurden das Laub als Einstreu und herumliegende Äste als Brennholz genutzt. Diese traditionelle Nutzung führte jedoch zu einer Übernutzung der Wälder, weshalb in der Schweiz 1902 das erste polizeiliche Forstgesetz eingeführt wurde und die Beweidung von Wald verbot.

Folglich entwickelten sich die geschaffenen lichtdurchfluteten Wälder allmählich zu dunklen geschlossenen Beständen. In jüngerer Zeit erkannte man glücklicherweise den Wert dieser lichten Strukturen für bestimmte Pflanzen- und Tierarten. Heute werden gezielt Waldflächen aufgelichtet, um diesen Lebensraum wiederherzustellen, auch in Bubendorf und Umgebung. Einheimische Orchideen wie das Helm-Knabenkraut oder der gefährdete Gelbringfalter erhalten so ihren selten gewordenen Lebensraum zurück.

Der Revierförster Balz Recher hat auf eigene Initiative in Ziefen in der Rebholde vor etwa 10 Jahren ein erstes Waldstück ausgelichtet und darf dort im Sommer mittlerweile über 15 Orchideenarten bestaunen.

«Mir persönlich gefallen die lichten Föhrenwälder. Sie strahlen ein wunderschönes, aber auch ruhevolles Waldbild aus und vermitteln einem das Gefühl von Freiheit und Sinnlichkeit. Dieser Waldtyp spricht mich einfach an.» (Balz Recher)

Unter der Leitung von Pro Natura Baselland und Revierförster Balz Recher wurde letztes Jahr im Gebiet «Häuli» ein lichter Föhrenwald eingerichtet. Über die Hälfte der Bäume wurde entfernt, während langsam wachsende Arten wie Föhren, Mehlbeeren und Eichen stehen blieben. Dazwischen können sich dank dem stark besonnten Waldboden eine Grasschicht aus Pfeifengras und seltene, einheimische Orchideenarten entwickeln.

Eine solche Aufwertungsmassnahme kann an diesem spezifischen Standort umgesetzt werden, da der Boden magere Nährstoffbedingungen aufweist, der Bestand nicht wüchsig und daher für die Holzproduktion eher ungeeignet ist. Für den Naturschutz ist dieser Waldbestand jedoch umso wertvoller. Auf mageren Böden entwickelt sich eine spezifische, seltene Pflanzengesellschaft, die wiederum ihre spezifische Insektenfauna beheimatet. Zudem schafft das Projekt Häuli einen ökologischen Trittstein für die Vernetzung mit bereits existierenden wertvollen, lichtdurchfluteten und artenreichen Waldlebensräumen in der Region, wie dem kantonalen Naturschutzgebiet Wildenstein oder den lichten Föhrenwäldern in den Rebholden.

Lichte Föhrenwälder müssen regelmässig bewirtschaftet werden, damit sie ihren Charakter nicht verlieren. Die langfristige Nachpflege des lichten Föhrenwaldes im Häuli wird über die Abteilung Natur & Landschaft des Kantons Baselland gesichert. Nach der Blütezeit der Orchideen werden diese lichten Waldstandorte im Herbst gemäht. Mit dem jährlichen Mähen oder mit einer sogenannten Waldweide (welche gemäss Forstgesetz eine vom Kanton ausgestellte Bewilligung benötigt) wird die konkurrenzierende Vegetation entfernt, die Orchideen überwintern als Geophyten unbeschädigt im Boden und blühen im Frühling in voller Pracht wieder auf. Die Förderung und der Erhalt lichter Wälder tragen entscheidend zum Schutz der regionalen Artenvielfalt bei.

Pressebilder

  • Januar_2023_cr_Tabea_Haupt.jpg, Maerz_2023_cr_Tabea_Haupt.jpg, August_2023_cr_Tabea_Haupt.jpg, November_2023_cr_Thomas_Zumbrunn.jpg: Lichte Wälder zeichnen sich durch einen geringen Kronenschluss der Bäume und Sträucher aus, was zu einem hohen Lichteinfall auf den Boden führt. (Copyright: Tabea Haupt bzw. Thomas Zumbrunn)
  • Helmknabenkraut1_cr_Tabea_Haupt.jpg, Helmknabenkraut2_cr_Tabea_Haupt.jpg: Das Helmknabenkraut verdankt seinen militaristisch klingenden Namen den helmförmig nach innen neigenden, oberen Blütenblättern. (Copyright: Tabea Haupt)

Die Bilder sind im Zusammenhang mit der Berichterstattung unter Angabe des Copyrights frei zum Abdruck.

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  • Tabea Haupt, Projektleiterin Aktion Spechte & Co. AG/BL, Pro Natura Aargau und Baselland, 076 725 20 47, @email

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Tabea Haupt, Projektleiterin Aktion Spechte & Co. AG/BL, Pro Natura Aargau und Baselland, 076 725 20 47, @email