Baselbieter Komitee lanciert die Kampagne für ein JA zur Biodiversitätsinitiative am 22. September!
Dem Baselbieter Komitee gehören die Natur- und Umweltschutzverbände Pro Natura Baselland, Basellandschaftlicher Natur- und Vogelschutzverband (BNV) und WWF Region Basel an. Ebenfalls dem Komitee beigetreten sind der Baselbieter Heimatschutz, WaldBeiderBasel (Verband der Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer), der kantonale Fischereiverband, der Bienenzüchterverband beider Basel, der Solarpionier Solarspar, VCS beider Basel, die Naturfreunde Baselbiet und weitere Organisationen. Bislang haben die Kantonalparteien der EVP, der SP und der Grünen die Ja-Parole gefasst.
Die Breite der unterstützenden Organisationen widerspiegelt sich auch in den mittlerweile 25 Komiteemitgliedern. Die Politikerinnen und Politiker aus Stände- und Nationalrat, Landrat und Gemeinden, Imker, Förster, Fischer, Gärtner, Kulturschaffende, Spitzensportler/-innen, Wissenschafter, Biologen/-innen, Natur\-schützer/-innen und Heimatschützer/-innen wurden an der Medienkonferenz von 7 Referentinnen und Referenten vertreten, die die Dringlichkeit zu handeln betonten.
- Thomas Zumbrunn
«Im Moment leben wir auf Kosten der zukünftigen Generationen. Die Eltern machen ihre Kinder also jeden Tag ein wenig ärmer. Das ist kein verantwortungsvoller Lebensstil», gibt Markus Wild, Professor für Tierethik an der Universität Basel, zu bedenken. Obwohl der grösste Teil der Bevölkerung die Zeichen der Zeit erkannt habe, ist sich die Politik bestenfalls über die Ziele, nicht aber über die Wege einig, was zu einem Stillstand trotz dringendem Handlungsbedarf führt. Er sieht in der Initiative den richtigen Weg, der wissenschaftlich belegten Biodiversitätskrise in der Schweiz entgegenzuwirken: «Politik ist nicht, wie man oft hört, die Kunst des Möglichen. Politik ist die Kunst des Notwendigen und des mutig Machbaren. Die Biodiversitätsinitiative ist ein Weg, der zum Ziel führt. Sie ist notwendig, sie ist machbar und sie ist mutig. Darum unterstützte ich sie.»
Nationalrätin Florence Brenzikofer erläutert, warum die Initiative nicht nur die Biodiversität, sondern auch die Themen Ortsbilder und Landschaft behandelt. Die Initiative knüpft an den Artikel 78 «Natur- und Heimatschutz» der Bundesverfassung an und konkretisiert diesen: «Biodiversität und Landschaft müssen zusammen gedacht werden, da die Landschaften Trägerinnen der Biodiversität sind und es grosse Synergien zwischen dem Schutz von Landschaftsqualität und Biodiversität gibt.» Brenzikofer bedauert, dass der Ständerat den vom Bundesrat vorgelegten indirekten Gegenvorschlag nicht einmal diskutieren wollte und unterstützt auch deshalb die Initiative: «So können wir die Diskussion in Bern fortsetzen, die nötigen Massnahmen für die Zukunft unserer Natur und Landschaft treffen und den Zielen zur Bekämpfung des Artensterbens näherkommen.»
Dass die Produktion von qualitativ hochstehenden Nahrungsmitteln und die Förderung der biologischen Vielfalt Hand in Hand gehen können, illustriert Biologin Susanne Kaufmann anhand des Leuchtturm-Projekts «Obstgarten Farnsberg». Kaufmann weiss, wovon sie spricht. Sie hat während fast zweier Jahrzehnte am Ebenrain-Zentrum Landwirtinnen und Landwirte beim ökologischen Ausgleich beraten und begleitet: «Es gibt zahlreiche Bäuerinnen und Bauern, welche den Wert der hohen Artenvielfalt und der vielfältigen Lebensräume erkennen. Dringend nötig ist, dass auf Flächen, die für die Förderung der Biodiversität bereitstehen, der ökologische Wert gesteigert werden kann.» Es brauche aber auch weitere Flächen, die ökologisch bewirtschaftet, aber nicht der Produktion entzogen werden. Schutz und Nutzen schliessen sich nicht aus.
«Die Biodiversitätsinitiative bringt keine klaren Vorgaben, aber einen Auftrag an uns alle: Die Vielfalt der Gewässertypen, der dort lebenden Arten und ihre Populationen zu schützen, ihnen mehr Raum zu geben und ihre Zukunft zu sichern», sagt Florian Schreier, Gemeinderat aus Birsfelden, Geschäftsführer des VCS beider Basel und Vorstandsmitglied von Pro Natura Baselland. Er sagt dies mit Blick darauf, dass es inbesondere denjenigen Arten, die an Gewässer gebunden sind, schlecht geht und es dringend nötig ist, den Gewässern mehr Raum zu geben.
Doris Vögeli, Gemeinderätin aus Reinach und Co-Präsidentin des Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutzverbands (BNV), erläutert das grosse Potential für die Förderung naturnaher Lebensräume im Siedlungsraum: «Siedlungen mit naturnahen Grünflächen und vielen Strukturelementen können eine überraschend hohe Biodiversität beherbergen. Zuweilen finden bestimmte Arten hier einen Ersatz für Lebensräume, die sonst aus der Landschaft verschwunden sind.» Die Biodiversitätsinitiative fokussiert nicht auf einen bestimmten Sektor. Der Erhalt und die Förderung unserer Lebensgrundlage ist eine gesamtgesellschaftliche Augabe und nimmt auch die Siedlungsgebiete nicht aus, die sich auf Kosten der landwirtschaftlichen Nutzflächen immer weiter vergrössern.
- Thomas Zumbrunn
Zuletzt erläutert Simon Tschendlik, Landrat und Leiter eines grossen Forstbetriebs, dass Biodiversitätsförderung auch ökonomisch sinnvoll ist: «In manchen Forstbetrieben macht die Kombination aus kantonalen und privaten Geldern zugunsten der Förderung von Lebensräumen fast 30% des gesamten Umsatzes aus.» Dies ist – im Gegensatz zum 30%-Flächen-Scheinargument der Gegenkampagne – eine Prozentangabe, die nicht aus der Luft gegriffen ist. Und weiter: «Holzerträge hingegen machen in steileren Lagen noch 1/6 des Umsatzes aus – ein klares Zeichen dafür, dass die Zukunft unseres Wälder auch in der nachhaltigen Nutzung und Förderung der Biodiversität liegt.»
Auch wenn gewisse Kreise die Biodiversitätskrise als inexistent abtun und uns ins postfaktische Zeitalter befördern möchten, ist wissenschaftlich belegt, dass in der Schweiz rund die Hälfte der natürlichen Lebensräume bedroht und über ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten gefährdet oder bereits ausgestorben ist. Das Baselbieter Komitee ist überzeugt: Eine Trendwende ist möglich. Je früher wir entschlossen handeln, desto geringer sind die Folgekosten für den Verlust der Ökosystemleistungen. Schätzungen des Bundesrates zufolge würde die Umsetzung der Initiative pro Jahr ca. 400 Mio. Franken kosten, gegenüber geschätzten 15 Mia. Franken pro Jahr ab 2050, wenn wir nichts tun. Die Biodiversitätsinitiative schafft die notwendige Grundlage.
Die Baselbieter Waldwirtschaft weist den Weg. Die Kantone haben sich darauf geeinigt, dass bis im Jahr 2030 10% der Waldfläche als Reservate geschützt sein sollen. Der Kanton Baselland weist mit gut 19% geschützten Waldflächen, davon knapp 5% Totalwaldreservaten und Altholzinseln, bereits heute deutlich mehr aus, und zeigt damit, dass sich dies gut mit der Waldwirtschaft vereinbaren lässt. Viele Waldlebensräume müssen sogar genutzt werden, damit sie ihren Charakter nicht verlieren. Gewinnerin ist auch die Biodiversität, welche sich in den Baselbieter Wäldern spürbar erholt hat.
Das Baselbieter Komitee wird sich in den kommenden Wochen mit viel Energie für den Erhalt der Lebensgrundlagen, der Biodiversität in der Schweiz und im Kanton Basel-Landschaft und der natürlichen Lebensräume einsetzen.
Die Referentinnen und Referenten
Die sieben anwesenden Komiteemitglieder trugen Kurzreferate vor:
- Der Wert der Vielfalt: Markus Wild, Professor für Tierethik an der Universität Basel
- Landschaft & baukulturelles Erbe: Florence Brenzikofer, Nationalrätin (Grüne)
- Biologische Vielfalt – Grundlage für die Landwirtschaft: Susanne Kaufmann, Biologin und langjährige Mitarbeiterin des Ebenrain-Zentrums
- Gewässern das Leben ermöglichen: Florian Schreier, Gemeinderat Birsfelden (SP) und Geschäftsführer VCS beider Basel
- Biodiversität und Siedlung: Doris Vögeli, Gemeinderätin Reinach (GLP) und Co-Präsidentin des Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutzverbands (BNV)
- Die Biodiversitätsinitative verankert die Leistung der Biodiversität in der Verfassung: Raphael Häner, Geschäftsführer WaldBeiderBasel
- Verantwortung für kommende Generationen und wirtschaftliche Zukunft: Simon Tschendlik, Landrat (Grüne) und Betriebsleiter eines grossen Forstbetriebs
Bilder
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Fotograf: Thomas Zumbrunn
Die Bilder sind im Zusammenhang mit der Berichterstattung unter Angabe des Copyrights frei zum Abdruck.
Biodiversitätsinitiative
Die Schweiz unternimmt zu wenig für den Erhalt unserer Natur und damit unserer Lebensgrundlagen. Darum unterstützt ein breites Bündnis von Organisationen des Natur- und Umweltschutzes, der Landwirtschaft, der Fischerei, der Schweizer Pärke und des Landschaftsschutzes die Biodiversitätsinitiative.
Die Biodiversitätsinitiative schafft die notwendige Grundlage, die Biodiversität in der Schweiz langfristig zu erhalten. Sie verlangt:
- Verankerung des Schutzes unserer Lebensgrundlagen in der Verfassung.
- Ausreichende Flächen und finanzielle Mittel für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen.
- Sie nimmt Bund und Kantone endlich in die Pflicht, ohne fixe Zahlen zu Flächen und Mitteln zu nennen.
- Schonung der Natur und Erhaltung vielfältiger Landschaften und schöner Ortsbilder auch ausserhalb von Schutzgebieten.
Stimmen Sie am 22. September JA zur Biodiversitätsinitiative! Unsere Natur und die zukünftigen Generationen werden es Ihnen danken.
Weiterführende Informationen
Info
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Kontakt
Anfragen richten Sie bitte direkt an die Referentinnen und Referenten oder an:
Thomas Zumbrunn
Koordinator Kantonales Komitee Biodiversitätsinitiative BL
079 776 35 73
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